Dampfbahn Furka Bergstrecke
Dampfbahn Furka Bergstrecke, was für ein unaussprechbarer Name! Willkommen in der Schweiz. Sicherlich ist die Schweiz voll interessanter Bahnstrecken, doch richtige Museumsbahnen gibt es nicht so viele. Das mag daran liegen, das die meisten noch im regulären Betrieb stehen. Dazu an anderer Stelle mehr. Die Anreise sollte standesgemäß mit der Bahn erfolgen. Die Matterhorn Gotthard Bahn hat mit der Dampfbahn Furka zwei gemeinsame Schnittpunkte. In Oberwald kann direkt umgestiegen werden, in Realp ist ein kurzer Fussweg vonnöten. Wenn man jedoch die Strecke hin und zurück bereisen möchte, ist Realp als Startpunkt zu empfehlen.





Dampfbahn Furka Bergstrecke
- Streckenlänge: 17,8 km Schmalspur (1000mm)
- Museumsbahn seit: 2010 (in Abschnitten seit 1990)
- Übergang zum öffentlichen Verkehr: Oberwald, Realp
- Fahrzeiten:
- Juli-August: täglich
- Juni, September, Oktober: Freitag, Samstag, Sonntag
- Fahrplan und Preise Flyer 2018
- Website offiziell
Die Strecke
Die Strecke war ehemals Teil der Furka-Oberalp-Bahn, die die Verbindung der Kantone Wallis, Uri und Graubünden herstellte. Der Bahnbau begann schon 1909, konnte aber aus wirtschaftlichen Gründen erst 1926 fertiggestellt werden. Der Betrieb auf dem hier behandelten Streckabschnitt konnte bis zur Eröffnung des Furka Basistunnels nur im Sommer aufrechterhalten werden. Im Winter wurden Fahrleitungen und eine Brücke demontiert, um Schnee- und Lawinenschäden zu verhindern. Die Demontage der Steffenbachbrücke wird hier beschrieben! Heute ist es nur noch nötig, die Brücke zu demontieren, da nur noch Dampflokomotiven zum Einsatz kommen. Die Strecke selber wurde mit Eröffnung des Basistunnel stillgelegt, sollte zurückgebaut werden. Dies konnte aber von einigen Eisenbahnfreunden verhindert werden und so entstand die Idee der Dampfbahn Furka Bergstrecke (DFB). Heute werden fast ausschließlich Freiwillige auf dieser Bahn eingesetzt, sei auf den Bahnhöfen, im Zug oder auf der Strecke. Sowas wird in der Schweiz ‘Fronarbeit’ genannt…passt ja! Für den, den es interessiert, hier noch ein Link zur Geschichte der gesamten Furka Oberalp Bahn! Eisenbahnromantik, die SWR Reihe hat der Dampfbahn Furka Bahnstrecke eine Folge gewidmet, die hier zu finden ist.

Weiter…
Gut…über das ‘traumhafte’ Panorama braucht man in der Schweiz wohl eher kein Wort zu verlieren. Es gibt sicherlich wenige Ort, wo man dies nicht trifft. Und doch… wenn man sich die Bilder ansieht, das ist schon schööön… In Realp, auf 1.545m beginnt heute die Reise. Na eigentlich auf 1.600m, denn der DFB Bahnhof liegt etwas über der Stadt (Dorf?, Gemeinde?) In Realp befindet sich auch die Hauptwerkstatt bzw. ist der geschäftliche Mittelpunkt der Strecke angesiedelt. Naja, Mittelpunkt ist natürlich mathematisch nicht richtig, aber trotzdem… Das Bahnhofsgelände ist schnell begutachtet und schon stehe ich vor meinem Wagen. Und…das ist ja mal ganz was feines…! Eine ausgehängte Namensliste weist den Weg zum gebuchtem Platz… Im Wagen werden wir von unserem persönlichen Schaffner, Erklärer, Kellner in Personalunion begrüßt. Ein erstes Getränk und schon höre ich die Pfeife der Lokomotive…es geht los. Sicherlich ist jeder schon mal mit einem Schmalspurzug gefahren, sei es der Rasende Roland, oder der (die, das) Molli. Die Geräusche brauch ich hier nicht beschreiben, erst das Rumpeln bei der Einfahrt in den ersten Zahnstangenabschnitt zeigt an, jetzt wird es interessant!



Apropos Zahnstange…
Wozu benötigt man sowas? Das Rad/Schiene System kommt bei bestimmten Steigungen an seine Grenzen. Ein Ausweg ist, die Strecke die benötigt wird um an Höhe zu gewinnen, künstlich zu verlängern. Zum Beispiel mit einem Kehrtunnel (man fährt im Berg ein 360° Kurve). Oder man benutzt eine Zahnstange, die in der Mitte des Gleises verlegt wird. Zum Vergleich, eine ‘Normale’ Bahn bewältigt 3% Steigung, auf der DFB werden max. 11,7% in Angriff genommen. Heißt 3m Steigung auf 100 bzw. 11,7m auf 100. Die Bahn verwendet das System Abt. Dies ermöglicht ein müheloses ein- und ausfahren in die nur in Abschnitten verbaute Zahnstange. Das hat den Vorteil, dass zum einem Kosten gespart werden und zum anderen im Durchschnitt schneller gefahren werden kann. Hier noch mehr zu Zahnstangen und Zahnradbahnen!

Ich schweife ab…
Die kleine Lok kämpft sich immer weiter den Berg hinauf, während, jetzt ist aus dem Schaffner ein Erklärer geworden, uns die Geschichte, Strecke und allerlei Wissen vermittelt wird. Schon ist die erste Station erreicht… Die Lok braucht Wasser! Man fragt sich schon, wozu gibt es hier eine Station…? Man schaut nach links, Wiese und Berge, man schaut nach rechts, Wiese und Berge, man schaut nach unten, Wiese, Tal, Wasser, man schaut nach oben, nun…wie gehabt, Wiese, Berge und der Bahnhofsbunker! Ja, das ‘Stationsgebäude’ ist recht schneesicher ausgebaut. Alles in allem dient die Station wohl eher dem Wassernehmen der Lokomotive als irgendwas anderem.





Es geht weiter, immer höher…das Berg-Wiese Panorama verschwindet kurz in den Wolken und bald ist die nächste Station erreicht. Furka ist mit 2.160m der höchste Punkt der Strecke. Hier ist ein längerer Aufenthalt geplant. Allerlei fahrendes Volk bietet Bratwurst und Souvenirs feil. Da drängt sich natürlich (natürlich!) die Frage auf, ob die Wurst von glücklichen Hangschweinen stammt! Gut, diese Wissen wird mir verborgen bleiben. Die Wurst war gut und mit vollem Mund spricht man ja eh nicht! Nein, Spaß beiseite, auch hier sind das Freiwillige, die jeden Franken für den Erhalt der Bahn sammeln. Man kann und sollte also für den guten Zweck eine zweite Wurst essen… Soziales Engagement ist wichtig und kann ja nicht schaden…! Man muss auch nicht schlingen, es bleibt nach Bratwurst, Kaffee und dem Begutachten der Souvenirs noch genügend Zeit, sich umzusehen.










Tunnel…
Dann gehts endlich in den Tunnel. Der ist zwar ‘nur’ 1.874m lang, aber wir dampfen ja…und…fahren nicht gerade schnell. Bevor der Tunnel sich gänzlich mit Dampf gefüllt hatte, waren wir schon wieder im Licht. Es regnet. Nach kurzem Stopp, die kleine Lok braucht schon wieder Wasser, kommt die einstige Hauptattraktion ins Bild. Einstige? Wo heute nur ein grauer Abhang von den Reisenden auf die Filme (Smartphones) gebannt wird, sah man in früheren Zeiten den gewaltigen Rhone Gletscher. Dieser Gletscher inspirierte einst die Menschen einen Zug den Namen ‘Glacier Express’ zu geben. Gletscher und Zug haben eine Gemeinsamkeit, beide sieht man nicht mehr von/auf der Strecke. Schnell ist Gletsch erreicht. Der Ort besteht eigentlich nur aus einem Hotel. Die sehr interessante Geschichte hier!










Dann passierte etwas merkwürdiges…wir mussten unseren Wagen mit dem, auf dem Nebengleis warteten, ‘Touristenzug’ tauschen. Ich will das nicht werten, aber es gab wohl Leute, die noch mehr für ihre Reise bezahlt hatten…naja…haben wir eben kein Licht mehr! (interessant war das zurück im Tunnel). Unaufhaltsam ging es dem Endpunkt der Strecke entgegen. Rund 700m unter dem Scheitelpunkt der Strecke kommt der Zug zum stehen…Endstation! Eine Stunde Zeit bis zur Rückfahrt. Zeit für Mittagessen und Kaffee im Bahnhofsrestaurant und einen kleinen Rundgang im Umfeld. Ins Dorf schafft man es leider (nicht schlimm) nicht. Aber…man kann sich zumindest ein Stück schweizerische Regulierung anschauen. Die Zahnstange, die 70 Jahre die Straße querte, ist heute so nicht mehr erlaubt. Ein findiger Kopf musste erst eine versenkbare Version erfinden, um eine sichere Überfahrt zu gewährleisten. Na, wie dem auch sein, es geht zurück den Berg hinauf. Das Nieselwetter quält die kleine Lok nebst dem Lokpersonal. Das eine oder andere Mal stehen wir auf freier Strecke und haben nicht genügend Dampf zum weiterfahren. Schlussendlich haben wir es aber geschafft!





















Fazit
So schnell geht ein Tag vorbei. Ob nun der Preis gerechtfertigt ist, kann/muss jeder für sich selbst entscheiden. Im Kontext Schweiz ist er aber gerade noch akzeptabel, finde ich. Was bleibt? Ein gutes Gefühl, das diese Bahn der Nachwelt erhalten bleibt. Ein gutes Gefühl, dass es viele Freiwillige gibt, die gern in ihrer Freizeit den Bahnbetrieb sichern.
Toller Bericht, danke- plane im Juli 2018 die DFB zu bereisen, Gruß aus der Nordheide Huki
Danke. Kann einen Besuch wirklich empfehlen. Schau, was es drumherum noch gibt. Simplon-, Löschbergtunnel, Gornertgrat… GoldenPass Bahn (Geschichten folgen!) Viel Spaß