
Eigentlich wollte ich das DB Museum komplett auslassen. Das sollte meine Enttäuschung über das ‘offizielle’ deutsche Eisenbahn Museum in Nürnberg zum Ausdruck bringen. Gut, das Museum an sich ist bestimmt nicht soo schlecht, wie ich es in Erinnerung habe, bzw. was ich daraus gemacht habe. Aber die Fahrzeugausstellung, vor allem auch das Freigelände, war/(ist) so lieblos gestaltet, wie es einer großen Eisenbahnernation unwürdig ist. Aber egal, jetzt bin ich in Halle an der Saale! Nicht nur das DB Museum Halle ist mein Ziel, ich will auch mal sehen, was aus der Stadt meiner Jugend (?) geworden ist. War ich wirklich 30 Jahre nicht mehr hier? Doch davon später mehr! Halle selbst, ist wie Phönix aus der Asche wiedererstanden. Die Stadt der Chemiearbeiter strahlt im, für mich, nicht für möglich gehaltenen Glanz.






Warum es mich gerade jetzt hierher verschlagen hat? Die ‘Kult’ Museumsnacht in Halle und Leipzig stand an. Ich war gespannt, wie man so etwas interessant umsetzen würde. In Berlin kennen wir solche Veranstaltungen unter dem Namen ‘lange Nacht der Museen’ und als ich noch nicht alles gesehen hatte, war das teilweise recht schön anzusehen. Es lief also auf ein doppeltes Doppeldate hinaus. (Straßenbahnmuseum war ich auch…Bericht folgt)



Das Museum
Das DB Museum Halle befindet sich im Schuppen 4 des Bahnbetriebswerkes Halle P, der 1898 auf dem Gelände des Bahnhof Steintor. Im Betriebswerk Halle P wurde die für den Personenverkehr benötigten Lokomotiven beheimatet (daher das P, auf der anderen Seite der Berliner Brücke gibt/gab es noch das BW Halle G, wobei G hier für Güterbahnhof steht) Daneben gab es noch Schuppen 5, der wohl mittlerweile abgerissen ist. (Aus fadenscheinigen Gründen, wie mir berichtet wurde) Das (noch heute) genutzte BW Halle P ist ein wenig entfernt zwischen den Gleisen zu finden. Das hat damit zu tun, dass in den späten Reichsbahn Zeiten im P alle ansässigen E-Loks beheimatet waren und die Zufahrt zu einem “Neubau” praktischer war. Der Schuppen 4 hatte keine Fahrleitung und so nutzte man ihn in den 80igern vor allem zum Abstellen der Fahrzeuge, die der VES-M, also der Versuchs- und Entwicklungsstelle Maschinenwirtschaft zugeordnet waren. Das war jedoch nicht alles, die Diesellokomotiven, die für die Personenzüge vorgesehen waren, konnten hier ihre Betriebsstoffe ergänzen, außerdem wurde kleinere Wartungsarbeiten und, heute würde man sagen, Pre Trip Checks vorgenommen. Eins muss man noch wissen, die Unterhaltung der Diesellokomotiven war zwar die Aufgabe des BW Halle G, aber auch das Halle P hatte wohl einige in seinen Büchern. Ich kann mich ganz ganz dunkel daran erinnern, im Schuppen 4 vielleicht vier Wochen gearbeitet zu haben. Das war meiner Ansicht eine Sondermeisterei des BW G und die Leute saßen in dem Anbau, in dem sich heute die Kasse befindet. Das muss im Winter 86/87 gewesen sein. In dieser Zeit, es war Schweine kalt und es lag viel Schnee, lernte ich eigentlich nur, warum deutsche Lokomotiven Probleme mit der Kälte haben und warum russische nicht. Und, wie man mit Fackel die Bremsgestänge der Lokomotiven auftaut, ohne Lok und Schuppen in Brand zu setzen (erstaunlich deshalb, da man in diesem Schuppen aus Brandschutzgründen nicht einmal rauchen durfte). Heute kümmert sich die Freizeitgruppe Traditionsgemeinschaft Halle P rührend um die noch vorhandenen Fahrzeuge. Was aus den großen VES-M Maschinen geworden ist, die hier ihr Domizil hatten. 18 201 … privater Investor, 18 314 schon 1984 verkauft (jetzt Sinsheim), E18 19 wurde auch verkauft.

- Öffnungszeiten:
- vom 27. Januar – 09. Dezember (kann variieren)
- jeden Samstag 10 – 16 Uhr
- Adresse:
- DB Museum Halle (Saale), Volkmannstraße 39, 06112 Halle (Saale)
- Zugang über den S-Bahnhof Steintorbrücke
- Website offiziell
- Flyer Veranstaltungen 2018
Tagesrundgang DB Museum Halle
Blauer Himmel, die Sonne scheint! Nun kann man natürlich geteilter Meinung darüber sein, welches Wetter bei einem Museumsbesuch das Bessere ist. Wenn man in einem doch recht dunklen Gebäude Bilder machen will, ist es manchmal nicht ganz so hilfreich, wenn draußen die Sonne scheint. Aber, soll man sich über schönes Wetter beschweren? Das Museum macht einen aufgeräumten Eindruck, an einigen Stelle wird gebuddelt und geputzt, an anderen Stellen wird über Gott und die Welt und andere wichtige Fragen des Eisenbahnbetriebes philosophiert. Das ist schön. (Wenn ich an die genervten Wachleute in Nürnberg denke, bin ich gleich wieder genervt). Aber stören darf man nun auch nicht, was ich auch gar nicht will, denn der große Abend wird vorbereitet! Also einfach selbst umgesehen… Mir muss jetzt auch nicht einer die Anfänge der Computer bei der Eisenbahn erklären., weiß gar nicht, wie hieß das Ding, PC 1715? Oder diese schönen roten Fahrkartenautomaten, die nannte man im Eisenbahnerdeutsch, was ja eigentlich noch heute stimmt, Dialogautomaten. Denke, die kennt noch der eine oder andere, waren sie doch in den späten 80igern weit verbreitet. Ich habe in der Zeit auf den Studienbeginn gewartet und im Institut für Schienenfahrzeugtechnik in Ostkreuz Daten für diese Geräte erfasst. Also internationale Ortsnamen aus einem Tarifbuch in REDABAS (DDR-Exel, eigentlich dBaseII) getippt. Das war zwar nun nicht ganz so spektakulär, aber in dieser Abteilung beschäftigte man sich auch mit den Münzprüfsystemen und das, das war interessant!


Ich könnte jetzt zu jedem (!) Exponat was sagen, aber das lassen wir mal. Nur noch eins, dieser Kompressor, richtig eigentlich Luftverdichter! Das war drüben im RAW Halle Lehrlingsarbeit. Ein paar Einzelteile haben bei mir sogar die 30 Jahre überlebt!



Ist ja nun nicht das erste Mal, das ich eine E18 sehe, aber das erste Mal war ich im Führerstand. Allein! Wenn da nicht die erwähnte Abendveranstaltung angestanden hätte, sicherlich würde ein kompetenter Mitarbeiter bereitstehen, der auch alles erklären könnte. Nicht schlimm. aber man könnten sofort losfahren…











Schauen wir doch mal weiter, die E18 ist zwar ein Klassiker, aber das eine oder andere Schätzchen wartet noch. so die gute alte 52iger, zwei 243er, die 130 101, sozusagen die Vorserienlok für die 132! weiter hinten wird gerade eine 118 aufgearbeitet. Man sieht, hier gibt es noch einiges zutun. Also alles da, 110er steht draußen, 102 auch. Jaja…meine kleine Lieblinglok aus dem RAW Halle. (Mit Blindwellen hab ich mich mal gut ausgekannt).












Wenn man sich so umschaut, sieht man schnell, das die Vereinsmitglieder vom Lokschuppen 4 die Betriebsstellen hier in Halle gut kannten und (hoffentlich/vielleicht) alle sehenswerten Stücke gerettet haben. Zumindest die Lehrwerkstätten müssen bei Schließung besenrein gewesen sein. Eine wahre Freude, das alles zu sehen.











Aber das Prunkstück der Sammlung erwartet uns auf der Drehscheibe, eine E95! Groß und grün steht sie in der Sonne, Philosophen inklusive! Auch sonst, alles wird/ist vorbereitet für für den Abend. Alles ist geputzt und schon schön platziert. Schaun wir mal…












Kult Museumsnacht
Kommen wir zum kulturellen Teil. Schauen wir uns zum besseren Verständnis zwei Auszüge aus den offiziellen Pressetexten an:
„Kult“ heißt das Motto der Museumsnacht am Samstag, 5. Mai, in Halle (Saale) und Leipzig. Beide Städte laden bereits zum zehnten Mal gemeinsam zu spannenden Einblicken in Museen und Sammlungen ein. In diesem Jahr beteiligen sich insgesamt 80 Einrichtungen.
“Mehr als 20.000 Gäste in Halle und Leipzig kamen zur zehnten gemeinsamen Museumsnacht. Insgesamt verzeichneten die teilnehmenden 80 Einrichtungen in beiden Städten mehr als 65.000 Besuche. Die Leipziger und Hallenser nutzten bei schönstem Frühlingswetter zahlreich die Gelegenheit, zwischen beiden Städten zu pendeln.”
In Berlin übrigens, wo man man die Erfindung dieser Veranstaltungsart für sich proklamiert, sind es auch (nur) 80 teilnehmende Häuser. Na wie dem auch sei, ich wähle diesmal den Shuttlebus zum Museum. Natürlich, (natürlich) ist der gerade weg und so bleibt noch Zeit den Bahnhof zu besichtigen. Naja! Es wird umgebaut. Doch dann kommt der Bus und ich komme endlich zum Museum. Da ist schon einiges los. Der Grill läuft auf Hochtouren. Partystimmung…!


Aber schauen wir doch einfach weiter. Die E95 ist durch die 130iger ersetzt. Kann man machen, es stehen ja keine Tiefstrahler bereit, die die dunkele Maschine illuminieren. Ja, das mit dem Licht haben sie gut hinbekommen.

















Fazit DB Museum Halle
Gut die “Kult” Nacht hat mich schon beeindruckt, aber auch das Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Schade, wenn auch durch die Trägerschaft nicht zu ändern, sind die eingeschränkten Öffnungszeiten. Die Leute von der Traditionsgemeinschaft Halle P geben sich die größte Mühe, das Museum am laufen zu halten. Denen gilt mein größter Respekt!
Noch ein Nachtrag in eigener Sache. Der Beitrag hat länger gedauert als geplant. das liegt daran, das ich für mich die Zeit in Halle reflektiert habe. Und habe eine Entscheidung getroffen…meine Lehrjahre, das RAW Halle werde ich einem gesonderten Beitrag behandeln. Wäre an dieser Stelle doch zu unpassend und vor allem zu lang gewesen. Sorry! Zum Schluß noch ein Bild vom BW Halle G. Zu sehen der Schuppen, wo ich als Lehrling ein Jahr lang Motoren der 132 aufgearbeitet und gewechselt habe! (klar, natürlich nicht allein, sondern mit anderen)

Ein Kommentar