
Muzeul Cailor Ferate Romane Bukarest
Die doch etwas schwierig auszusprechende Worthülse ‘Muzeul Cailor Ferate Romane Bukarest’ bedeutet bzw. heißt nichts weiter als Museum der rumänischen Eisenbahnen in Bukarest. Falls sich jetzt jemand fragt, wie kommt der denn jetzt nach Bukarest, dem kann ich etwas beschämt nur antworten, mit dem Flugzeug. Ja, das heißt hier zwar Eisenbahnreisen, doch habe auch ich nicht unendlich Zeit, also muss auch ich das Flugzeug nutzen. Immerhin, es fahren von Budapest nach Bukarest zwei Züge am Tag, die für die Entfernung von 637 km Luftlinie sage und schreibe 16 bzw. 18 Stunden benötigen. So richtig scheinen sich diese beiden Länder nicht austauschen zu wollen/müssen, es gehen in der Woche auch nur zwei Direktflüge am Tag. Am Wochenende sogar nur einer und da fliegt dann sowas…:


Die Stadt
Wenn ich ehrlich bin, ich wollte schon immer mal nach Bukarest, obwohl ich nicht beantworten könnte warum. Das Eisenbahnmuseum wollte ich mir eigentlich gar nicht ansehen, hatte ich doch vernichtende Kritiken gelesen. (Wie wir weiter unten jedoch sehen werden, völlig zu unrecht) Aber die Stadt hat mich wirklich erstaunt. Nein, Bukarest ist keine wirklich schöne Stadt, aber interessant alle male. Ich will jetzt nicht sagen, dass man mit offenen Mund, staunend umherstolpert, doch es kommt der Sache recht nah.

















Hier findet sich alles, was die Architektur so im letzten Jahrhunderten vorgebracht hat. Von einer sehr charmanten Altstadt, man bezeichnet sich ja selbst als Paris des Ostens, über Profanbauten hin zu den sozialistischen Prachtstraßen und deren Bauten, ist alles dabei. Meist sogar alles nebeneinander, hinter einander, durcheinander. Aber, man sieht, das es der Stadt (und dem Land) zu einer anderen Zeit besser gegangen sein muss. Ich glaube heute fehlt es schlicht an Geld, um die Dinge zu erhalten. Mein weiser Taxifahrer, der mich zurück zum Flughafen brachte, hat es auf den Punkt gebracht. ‘Wir bauen die größte orthodoxe Kathedrale der Welt (5000 Personen haben da drin Platz), haben aber kein Geld für Schulen, Straßen und die Erhaltung des öffentlichen Personennahverkehrs… was dazu führt, das jede Familie zwei Autos hat, was wiederum den Verkehrskollaps erklärt.’ Und (aus meiner Sicht), völlig unüberschaubare chaotische Parkplatzsituation in der Stadt! Unüberschaubar für einen Außenstehenden, da auf offiziellen Parkplätzen auch der letzte Zentimeter zugeparkt wird. Wie man da wieder weg kommt? Anscheinend muss man vorher wissen, wann man wieder los will. Es gibt jedoch auch keine Automaten, wo man seine Gebühr entrichtet, sondern Menschen, die die Fahrzeuge einweisen und da wohl einen Plan haben.

























Die Metro Bukarest
Mit monumentalen Großbauten haben sie es also hier in der Stadt, da dürfen Metro und der Bahnhof nicht fehlen.. Mit dem Bau der Metro wurde erst Mitte der 70iger Jahre begonnen. Bis heute wurde ein Netz von über 70 km Länge auf vier Linien in Betrieb genommen (Berlin 146 km). Aufgrund der nicht gerade freundschaftlichen Beziehungen zur damaligen UdSSR, wurde die Bahn, im Gegensatz zum den restlichen Staaten des früheren Ostblocks unter eigener Regie geplant und umgesetzt. Das sieht man auf Anhieb. Große schnörkellose Bahnhöfe mit viel Raum und Beton, monumentale Freitreppen und Zwischenebenen zeigen noch heute die Ideen der Planer. Leider ist, wenn er denn überhaupt je da war, den Stationen der Glanz abhandengekommen. Trübes Licht (wohl ein Relikt der Energierestriktionen der längst vergangenen Zeit) erhellt die Stationen nicht gerade. Es ist sauber, aber die Stationen warten seit Jahren auf eine Aufpolierung. Den, einst abgehängten Decken scheinen die notwenigen Platten schon seit Jahren abhanden gekommen zu sein. Aber, die Züge kommen pünktlich, sind sauber und hell und die zahlreichen Fahrgäste freuen sich, schnell von A nach B zu kommen.
















Der Bahnhof Gara du Nord
Der Bahnhof București Gara de Nord ist der größte Bahnhof Rumäniens. Der massige Hauptteil wurde zwischen 1868 und 1872 erbaut. Der östliche Anbau wurde in einem gänzlich anderen Stil 1895-96 errichtet. Grund war der Besuch des österreichischen Kaisers für den man einen ‘Kaisersaal’ benötigte. Der Name Gara de Nord verleitet einen sofort an den Pariser Bahnhof Gare du Nord zu denken. Und so falsch liegt man auch nicht, die rumänische Sprache ist die östlichste der romanischen Sprachen und somit eng verwand mit dem Französischen. Auf dem Bahnhof zeugt die hektische Betriebsamkeit der Reisenden davon, das in Rumänien doch öfter mit dem Zug gefahren wird als im benachbarten Ungarn. Die Züge sind auch wirklich voll, wobei diese Fülle auch dadurch entsteht, das sich die Zuglänge am Bedarf orientiert. Das wiederum führt dazu, das sich 7000PS Lokomotiven auch mit nur zwei Wagen durch die Karpaten bewegen. Der Zug ist dann natürlich voll. Die Fahrzeuge sind meist aus eigener Produktion, gebaut in den 70iger und 80iger Jahren, aber es finden sich aber auch Desiro’s und (gebraucht besorgte) französische Schätzchen wieder.




















Muzeul Cailor Ferate
Kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Thema. Auch wenn man es dem Museum nicht ansieht, so ist das Muzeul Cailor Ferate ist eines der ältesten Eisenbahnmuseen Europas! Der Idee aus dem Jahr 1924 folgend, wurde das Museum 1939 eingeweiht. Im Gegensatz zu anderen Museen dieses Themengebietes gehörte und gehört dieses Haus in den Bereich der Berufsausbildung, sollte ein professioneller Beitrag zur Ausbildung der Personale der CFR sein. Natürlich wurde auch dem ‘gemeinen’ Publikum gedacht, sollte doch auch ‘die vielfältigen Aktivitäten der Eisenbahn, der Reichtümer und Schönheiten des Landes und die Reisemöglichkeiten der CFR’ dargestellt werden. Damals hatte man nicht nur ein Gebäude zur Verfügung sondern auch ein Freigelände. Leider wurde 1944 der größte Teil der Sammlung Opfer eines Bombenangriffs. 1953 wurde es an der jetzigen Stelle wiedereröffnet. Jetzt wurde, der Zeit folgend, die Sammlung sowjetisiert. Nicht nur der Klassenkampf des rumänischen Volkes wurden präsentiert, nein es wurden nun auch die Errungenschaften der Sowjetunion dargestellt. Im Juni 1969 wurde das Museum in wieder eröffnet, nachdem es wegen umfangreicher Umbaumaßnahmen im Bereich des Museums 1960 geschlossen worden war. In der heutigen Form präsentiert sich das Museum seit 2012. Heute gehört es zum Nationales Eisenbahnqualifizierungs- und Ausbildungszentrum der Eisenbahn.

Das Muzeul Cailor Ferate Romane Bukarest ist zentral gelegen an der Ostseite des Bahnhofs Gara du Nord. Zwar befindet sich der Haupteingang an der angegebenen Adresse, doch nutzen die meisten Gäste den Zugang über den Bahnsteig. Parkplätze gibt es im Bahnhofsumfeld.
- Öffnungszeiten:
- Mittwoch – Sonntag 10 – 16 Uhr
- Adresse:
- Calea Griviței 193B, București 010753, Rumänien
- Website offiziell es gibt keine eigene Homepage
Rundgang
Ich will es nicht verhehlen, das Museum ist nicht groß. Nur zwei Lokomotiven in Originalgröße sind im Umfeld zu bewundern. Was nicht heißt, das das Museum nicht gut gefüllt ist. (Was man von anderen, von mir besuchten Häusern nicht behaupten kann). Zentraler Punkt ist natürlich die Modelleisenbahn die 2011 auf 14x4m errichtet wurde. Das zieht natürlich, wie überall auf der Welt, die Kinder an. Hier wird ein Ausschnitt/Querschnitt durch die rumänische Welt der Eisenbahn dargestellt. An den Pulten der Bahn findet man auch die Frau/Mitarbeiter, die die Eintrittskasse verwaltet. Wenn man den Bahnsteigeingang benutzt, also sozusagen den Hintereingang, sitzt die ‘Kasse’ von dort aus gesehen im letzten Raum. Aber keine Angst, die anderen Mitarbeiter passen auf und geleiten dich dort hin. Richtig so, es ist nicht teuer und Gelder liegen in Rumänien nicht auf der Straße.







Wie man sieht, Modelle über Modelle in jeder Größe werden ausgestellt, allerlei Devotionalien füllen auch die letzten Zentimeter der Räume. Recht beeindruckend, das Ganze. Wenn man denkt, sind ja nur 4 Räume, 20min bin ich durch, der täuscht sich. Alles ist interessant thematisch gruppiert. Apropos, es werden nicht nur Modelle von Lokomotiven ausgestellt, sondern auch von Geräten und Maschinen der Infrastruktur. So ergeben sich an einigen Stellen Betrachtungswinkel/-möglichkeiten, die dem Besucher sonst verborgen blieben.









































Ein abschließender Hinweis vielleicht noch. Sicherlich findet man im Eisenbahnmuseum nicht die große Fahrzeugausstellung die man erwartet. Aber es gibt diese vermissten Fahrzeuge. Die stehen rechts und links der Strecken, die sie einmal betreut haben. Ich spekuliere, das jeder größere Bahnhof, der was auf sich hält, eine historische Lokomotive ausgestellt hat. Hier nur die Fahrzeuge, die an der Strecke von Bukarest nach Brasov (ex Kronstadt) zu finden sind. Und alle geputzt und im guten Zustand.





Fazit
Es hat Spaß gemacht, dieses kleine Muzeul Cailor Ferate Romane Bukarest zu besichtigen. Sicherlich, Bukarest ist eine eigenwillige Stadt, aber es lohnt, sie zu besuchen. Zumindest wenn man in der Nähe ist, oder einen ‘Stopp over’ einplanen will und kann. Sicherlich ist schön anders, aber wer will es immer schön haben? Mit der Bahn in Rumänien zu fahren ist nicht schwer, es fahren genügend Züge, die aber, wie oben berichtet, doch recht voll sind. Doch selbst für die Regionalzüge gibt es Platzkarten, so dass niemand stehen muss. Zu beachten wäre, das sich die Einheimischen auch wirklich auf diese Plätze setzen, selbst dann wenn der halbe Wagen noch leer ist. Die Fahrten sind, zumindest für einen Mitteleuropäer nicht teuer. Fahrkarten bekommt man online (unübersichtlich, schwierig zu verstehen) Am Schalter (voll) oder am Automaten (leer, einfach) Zum Schluss noch ein, na sagen wir mal Tondokument meine Reise quer über die Karpaten nach Brasov. (150km / 3h Fahrzeit) Na klar, schnell ist anderes!


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